Startseite Geschichte

Dr. Carmen Pérez González

Forschung

1. Selenes sichtbares Gesicht: Kartografie des Mondes und frühe Mondfotografie von 1840 bis 1959

Die Vierzigerjahre des 19. Jahrhunderts waren in der Geschichte der Fotografie eine Dekade von Meilensteinen: im März 1840 gelang Draper die erste erfolgreiche Daguerreotypie des Mondes. 1843 folgten die erste Daguerreotypie einer Sonnenfinsternis durch Majocchi und 1843 die erste Daguerreotypie des Sonnenspektrums wiederum durch Draper. Die erste Daguerreotypie der Sonne selbst wurde 1845 von Foucalt und Fizeau aufgenommen. Die Daguerreotypie wurde vom ersten Moment ihrer Einführung an als wertvolles wissenschaftliches Werkzeug für die Dokumentation von Denkmälern angesehen, sogar bereits als Werkzeug für die Erstellung von fotografischen Mondkarten, ein Beispiel, das Aragó, der Direktor des Pariser Observatoriums, anführte, als er die französische Abgeordnetenkammer über die bemerkenswerte Erfindung der Daguerreotypie informierte.

In den nächsten 15 Jahren nach der ersten Daguerreotypie des Mondes wurden große Anstrengungen unternommen, die Technik der Daguerreotypie für die Anwendung in der Astronomie zu verbessern. Im vorliegenden Projekt gehe ich der Frage nach, ob die Verbesserungen der fotografischen Technik geholfen haben, Aragó's sehr ambitionierten Erwartungen an die Kartierung der Oberfläche des Mondes mit Hilfe der Fotografie zu realisieren und wenn ja, wann das geschah. Ich zeige, wie die frühe Geschichte der Mondfotografie abhing von der parallel verlaufenden Verbesserung der fotografischen Technik (mit dem Ziel der Verkürzung der langen Belichtungszeiten und der Verbessung der schlechten Auflösung des Bildes) und der Teleskope, die für die Mondfotografie geeignet waren (hier insbesondere die Verbesserung des Uhrenmechanismus für die äquatoriale Nachführung der Teleskope).

Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die fotografischen Emulsionen so verbessert worden, dass die Positionsmessungen von lunaren Details sehr genau wurden und auch immer zahlreicher wurden und auf diese Weise viel verlässlicher wurden als die alten Messungen, die am Teleskop mit dem bloßem Auge vorgenommen worden waren. Bereits in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts standen die ersten fotografischen Mondkarten zur Verfügung.

Der Harvard Astronom William Henry Pickering (1858-1939) publizierte 1903 als erster einen kompletten fotografischen Mondatlas mit dem Titel "The Moon - A summary of the Existing Knowledge of our Satellite with a Complete Photographic Atlas". Seine Fotografien wurden innerhalb von acht Monaten vom 31. Dezember 1900 bis zum 31. August 1901 in Mandeville, Jamaica, aufgenommen. Ihm stand dort ein horizontales Refraktor-Teleskop mit einer Blendenöffnung von 12 Inch (~ 30 cm) und einer Brennweite von 135 Fuß (~ 41 m) zur Verfügung. Pickering teilte seinen in 16 Gebiete, von jedem Gebiet nahm er fünf Bilder unter jeweils verschiedenen Beleuchtungen auf. Obwohl seine Aufnahmen nicht die bestmöglichen zu dieser Zeit waren, war die Idee, dieselben Gebiete zu unterschiedlichen Mondphasen aufzunehmen, eine sehr nützliches Charakteristikum dieses Atlanten.

Das erste wirklich erfolgreiche Projekt wurde vom Observatoire de Paris im Jahre 1896 begonnen und dauerte 14 Jahre. Zwei französische Astronomen, Moritz Loewy (1833-1907) und Pierre-Henri Puiseux (1855-1928) nahmen systematisch Bilder unseres Satelliten in den Jahren von 1996 bis 1909 auf. Das Teleskop des Observatorium war äquatoriales Coude Refraktor Teleskop mit einer Blendenöffnung von 23,6 inch (~ 60 cm). Die Astronomen erarbeiteten einen Mondatlas, der aus 100.000 Aufnahmen zusammengesetzt war. L'Atlas photographique de la Lune (1910) wurde die absolute Basis der lunaren Geografie für über ein halbes Jahrhundert.

Der Focus meiner Forschungen liegt auf solchen Pionierarbeiten der fotografischen Mondatlanten, sowohl auf solchen, die erfolgreich waren, als auch auf solchen, die es nicht schafften, einen wohlverdienten Erfolg zu erreichen. Im Jahr 1886 veröffentlichte der Bibliothekar des Observatoire royal de Bruxelles, Albert Benoit Marie Lancaster (1849-1908), sein Buch "Liste Générale des Observatoires et des Astronomes des Sociétés et des Revues Astronomiques". Das Buch musste sehr erfolgreich gewesen sein, schon 1890 erschien die 3. Auflage. In diesem Buch waren grundlegende aber auch detaillierte Informationen aller Observatorien enthalten, die damals in der Welt existierten. Es waren über 200 Einträge, die meisten aus Europa und Amerika: Europa 150, Nordamerika 42, Lateinamerika 15, Asien 5, Afrika 5 und Australien 5. Anhand dieses Buches lokalisierte ich die Observatorien, die bereits im 19. Jahrhundert aktiv waren und dies bis heute sind. Es soll eine Liste aller Observatorien erarbeitet werden, die eine Sammlung von Fotoplatten mit Mondaufnahmen besitzen aus der Zeitspanne, die für mein Forschungsprojekt relevant sind. Für jedes identifiziertes Observatorium werde ich in drei Richtungen forschen:

  1. Teleskop-Technik
  2. Fotografische Technik
  3. Erfolg oder Nicht-Erfolg des geplanten wissenschaftlichen Vorhabens (Endresultat falls vorhanden; Resonanz in der zeitgenössischen Lteratur; usw.)

Danach soll das gesamte Material des Projektes katalogisiert werden mit einer Analyse des Erhaltungszustandes, der Aufbewahrung und einer eventuelle Zerstreuung der Sammlung.

2. Visuelle Lateralität und ästhetische Vorlieben

Im Kapitel 1 meines Buches Local Portraiture stellte ich den Begriff der Visuellen Lateralität vor. In diesem Projekt war die Hauptforschungsrichtung die Frage, ob die Lese- und Schreibrichtung Iranische Fotografen im 19. Jahrhundert die Art der Komposition ihrer Fotografien, die sie anfertigten, beeinflusste. Die Forschung basierte auf einer visuellen Analyse und ist untersucht worden mit Hilfe zweier Disziplinen: Kunstgeschichte und Neurowissenschaften.

Nachdem ich das für das Projekt gesammelte fotografische Material gesichtet hatte, konnte ich drei verschiedene Gruppen bilden: lineare Gruppierungen (Gruppen von Menschen, aufgestellt entsprechend der Körpergröße), Paare und sitzende Menschen. Im folgenden Schritt wurde der aktuelle Kenntnisstand der Neuropsychologie und der Wahrnehmungspsychologie in Hinblick auf das Phänomen der visuellen Lateralität untersucht mit dem Ziel, ein theoretisches Gerüst zu erstellen, mit dessen Hilfe dieses Phänomen verstanden werden kann. Die dabei erstellte Hypothese lautete, dass wenn im Westen Bilder von links nach rechts "gelesen" werden (die Schreibrichtung aller westlichen Sprachen), gilt das Gegenteil für die Sprachen, die von rechts nach links geschrieben werden (wie zum Beispiel in Persien). Daher sollten iranische Fotografen "Spiegelbilder" der Bilder westlicher Fotografen erstellen.

Ein Jahr nach Beendigung meiner Doktorarbeit führte ich mit dem Material, das ich für meine Doktorarbeit gesammelt hatte, ein entsprechendes Experiment durch (unterstützt und ermutigt durch Prof. Dr. Chris McManus, Right Hand, Left Hand). Die Ergebnisse sind in folgendem Artikel publiziert worden:

Lateral Organization in Nineteenth-Century Studio Photographs is Influence by the Direction of Writing: A Comparison of Iranian and Spanish Photographs, in Laterality: Asymmetries of Body, Brain and Cognition. Psychology Press, Volume 17, issue 5, 515-532:

http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/1357650X.2011.586701

Ich sammle weiter alle Bilder, die für diese Projekt interessant sind in vielen verschiedenen Medien und aus verschiedenen Ländern, die klassifiziert sind in solche, die eine rechts-nach-links-Schrift haben und solche, die eine links-nach-rechts-Schrift haben: Fotografien, Malereien, Münzen, Banknoten, Briefmarken, usw..

Weitere Infos über #UniWuppertal: