(Prof. Dr. Jochen Johrendt)

Forschungsprojekt Prof. Dr. Jochen Johrendt (DFG-Netzwerk, Laufzeit: 2007-2010)

Zentrum und Peripherie? Das universale Papsttum und die europäischen Regionen im Hochmittelalter

Das 2007 initiierte wissenschaftliche DFG-Netzwerk unter der Leitung von Harald Müller (Aachen) und Jochen Johrendt (Wuppertal) stellt die entscheidende Formierungsphase der lateinischen Kirche im hohen Mittelalter in den Mittelpunkt. Beginnend mit der Kirchenreform um 1050, gelang es den römischen Bischöfen in anderthalb Jahrhunderten, ihr Amt aus seiner regionalen Begrenzung hinauszuführen und einen umfassenden Führungsanspruch zu etablieren. Die Forschung hat diese Entwicklung meist der Tatkraft der Päpste zugeschrieben. Die Mittel der Zentralisierung - Legaten, Gerichtsbarkeit u. ä. - wurden dabei benannt und teilweise im regionalen Kontext erforscht. Fast gänzlich unbeachtet blieb indessen die Frage nach der konkreten Durchsetzung dieses universalen Führungsanspruchs. Hier setzt das vorliegende Projekt an. Es begreift die hierarchische Ausrichtung der lateinischen Kirche auf den römischen Bischof im Untersuchungszeitraum als vielgestaltige Interaktion zwischen dem Papsttum und den Regionen, als kommunikativen Prozess, in dessen Verlauf römischer Anspruch und regionale Eigenheiten aufeinander trafen. Die Ergebnisse der von Rom forcierten Homogenisierung konnten in Süditalien anders ausfallen als in Frankreich, sich in Norditalien von denjenigen in Polen unterscheiden. Aus diesem Grunde werden in der Arbeit des Netzwerks konsequent zwei Perspektiven verfolgt und zueinander in Beziehung gesetzt: die der römischen Zentrale und die einzelner Regionen, bei deren Auswahl auf unterschiedliche strukturelle Bedingungen geachtet wurde. Die Kombination der beiden Blickrichtungen und der Vergleich der Regionen untereinander soll es am Ende ermöglichen, erstmals ein differenziertes Bild vom Werden einer universalen, auf Rom ausgerichteten Kirche im mittelalterlichen Europa zu entwerfen. Die Arbeitsgebiete der Netzwerkmitglieder unterteilen sich demgemäß in die beiden Bereiche Zentrum (mit einem asymmetrischen Vergleich) und Regionen.

Bisherige Publikationen

  • Römisches Zentrum und kirchliche Peripherie. Das universale Papsttum als Bezugs­punkt der Kirchen von den Reformpäpsten bis zu Innozenz III., hg. v. Jochen Johrendt/Harald Müller (Neue Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 2), Berlin/New York 2008 (VIII u. 356 S.).
  • Rom und die Regionen. Die Homogenisierung der lateinischen Kirche im Hochmittelalter, hg. v. Jochen Johrendt/Harald Müller (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Neue Folge, phil.-hist. Kl. 19), Berlin/New York 2012 (VIII u. 496 S.)

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