(Günter Baumann, Arbeitsbereich Geschichte und ihre Didaktik)

Geschichte(n) digital erzählen - Chancen und Potentiale des digitalen Historischen Erzählens für das Historische Lernen an Hochschule und Schule (Günter Baumann, Arbeitsbereich Geschichte und ihre Didaktik)

Das Dissertationsprojekt untersucht Potenziale des digitalen historischen Erzählens für das Historische Lernen. Digitale Geschichtserzählungen (Digital Storytelling) erfolgen im Medium Video, in dem Text, Bild, Ton und Videodateien in Beziehung zueinander gesetzt werden, um historisch sinngebende Narrationen zu erstellen. Dadurch eignet sich das Medium Video besonders, um Lernprozesse im und über den digitalen Raum zu ermöglich und zu dokumentieren, damit media literacy zu schulen. Zudem wird digitalen Erzählungen das Potenzial zugesprochen, die Motivation zur intensiveren Auseinandersetzung mit Inhalten zu steigern, den Umgang mit digitalen Medien zu schulen und kooperatives Lernen einzufordern.
Für das historische Lernen bietet die digitale Erzählung durch Produktion, Distribution und Konsumption insbesondere Potenziale, fachspezifisches Lernen im Modus narrativer Kompetenz zu ermöglichen, denn im Umgang mit der historischen Erzählung findet historisches Denken statt. Ausprägungen historischen Denkens stellen sich bisher fast ausschließlich in textbasierten Narrationen dar. Deswegen geht das Promotionsvorhaben anhand des Mediums Video der Frage nach, wie Lehr- / Lernarrangements aussehen können, um historischem Erzählen in digitalen Kontexten Raum zu geben. Welche Rückschlüsse auf spezifische Qualitäten performativer historischer Denkprozesse im digitalen Raum lassen sich aus digitalen historischen Narrationen ziehen? Wie kann eine digitale Erzählpraxis aussehen, die historische Denkprozesse und gleichermaßen media literacy fördert, wie bedingt sich beides?
Dafür werden im Promotionsvorhaben an der Schnittstelle zwischen geschichtsdidaktischer Hochschullehre und schulischen Geschichtsunterrichts Qualitätskriterien für das Erzählen mit digitalen Mitteln hergeleitet. Geplant ist ebenso die Entwicklung eines nach Niveaustufen historischen Denkens gegliederten Kompetenzrasters, das sowohl die Beurteilung als auch Planung von digitalen Endprodukten in Prozessen historischen Lernens ermöglichen soll. Dafür werden im Modus der grounded theory zunächst Messinstrumente entwickelt, die fachspezifische Kompetenzen im Kontext des digitalen historischen Erzählens erfassen und bewerten. Dazu wird erstens erarbeitet, was das spezifisch Digitale am historischen Erzählen in digitalen Kontexten eigentlich ist. Hierzu entfaltet die Studie eine Theorie digitalen historischen Erzählens. Zweitens werden auf dieser Grundlage fachspezifische Gütekriterien bei der Bewertung und Produktion von digitalen Endprodukten entwickelt. Diese werden drittens in unterschiedlichen Seminarkonzepte angewendet und quantitativ und qualitativ evaluiert. Auf dieser Grundlage werden in einem letzten Schritt die Gütekriterien für digitale historische Erzählungen differenziert und erweitert, um darauf aufbauend Lehr-Lernarrangements zu entwickeln, die Lehramtsstudierende im schulischen Geschichtsunterricht anwenden können.
Das Promotionsvorhaben schließt für die Geschichtsdidaktik eine Lücke, da bisher noch kein kompetenzorientierter Ansatz vorliegt, welcher der grundsätzlichen Frage nachgeht, welchen Beitrag digitales historisches Erzählen für das historische Lernen leisten kann. Zugleich unterbreitet die Arbeit konkrete Anwendungsformate, um fachspezifisches Lernen mit dem Lernen von media literacy produktiv zu verknüpfen.

Projektverantwortlich: Günter Baumann

Weitere Infos über #UniWuppertal: