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Vom „Donner der Weltgeschichte“ (2. Teil)

18.12.2012|10:24 Uhr

Staatsverschuldung in historischer Perspektive

Die Staatsverschuldung hat den modernen Staat überhaupt erst geschaffen. Auf diesen fundamentalen Sachverhalt macht diese öffentliche Vortragsreihe im historischen Vergleich aufmerksam. Die einzelnen Vorträge und Podiumsdiskussionen widmen sich den wechselnden Erscheinungsformen der Staatsverschuldung von der Antike bis zur Krise des Euro – und zugleich den gewandelten Sichtweisen: Sie handeln vom Wohl und Wehe der Staatsverschuldung, die mit ökonomischen, politischen und moralischen Argumenten bald als Fortschrittsmotor gefeiert, bald als Ausdruck von Verschwendungssucht verdammt wurde. Zentrale gesellschaftliche und politische Entwicklungen lassen sich an der Geschichte und an der Gegenwart der Staatsverschuldung besonders deutlich ablesen. Mit ihr vernimmt man den „Donner der Weltgeschichte“, wie es Joseph Schumpeter einmal formuliert hat.

5. Inszenierungen von Staatsverschuldung: Staatsverschuldung in der Öffentlichkeit

Das Gesicht der Staatsverschuldung hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder massiv geändert – finanziell wie ideell: Mindestens ebenso wichtig wie die Staatsverschuldung selbst ist die Art und Weise, in der über sie gesprochen wird, sind die jeweils herbeigezogenen Argumente, die jeweils gängigen Redemuster und Metaphern. Die interdisziplinäre Diskussion beschäftigt sich daher mit den Inszenierungen von Staatsverschuldung, mit der Art und Weise, wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt wird – aus Sicht eines Politikers (Dietmar Bell), der tagtäglich mit der Staatsverschuldung und ihren Einschränkungen konfrontiert wird, aus Sicht eines Politikwissenschaftlers (Klaus Schubert), der nach der Bedeutung der Staatsverschuldung für das politische System selbst fragt, sowie aus der Sicht eines Ökonomen und Philosophen (Birger Priddat), der insbesondere den Wandel der Diskussionen um die Staatsverschuldung betrachtet.

- Dietmar Bell MdL
- Prof. Dr. Birger Priddat – Wirtschaftswissenschaften, Universität Witten/Herdecke
- Prof. Dr. Klaus Schubert – Politikwissenschaft, Universität Münster

Moderation: Dr. Leonard Novy – Institut für Medien- und Kommunikationspolitik, Berlin
Mittwoch, 16. Januar 2013, City-Kirche, Kirchplatz 2, 42103 Wuppertal, 19.30 Uhr

6. Staatsverschuldung im Dritten Reich: Hitlers populäre Schuldenpolitik

Staatsverschuldung kennt immer Gewinner und Verlierer. In einzigartiger Weise wird dies am Beispiel des Dritten Reiches dar: Wie Götz Aly zeigt, hat das Hitler-Regime eine Schuldenpolitik etabliert, die einerseits wegen ihres Nutzens für zahlreiche „Volksgenossen“ enorm populär war – und andererseits auf der rücksichtslosen Ausbeutung sowohl von Minderheiten innerhalb Deutschlands, vor allem der Juden, als auch der im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebiete beruhte.

- Götz Aly

Donnerstag, 31. Januar 2013, City-Kirche, Kirchplatz 2, 42103 Wuppertal,19.30 Uhr

7. Die Schuldenkrise der EU

Staatsverschuldung wurde in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg kaum mehr als entscheidendes Problem wahrgenommen – sondern äußerstenfalls als Randproblem wirtschaftlich schwacher Staaten in anderen Kontinenten. Das hat sich am Beginn des 21. Jahrhunderts fundamental geändert: Europa gilt nun als fiskalisch schwacher Mann. Über die historischen Hintergründe der gegenwärtigen Schuldenkrise der EU informiert Franz Knipping: Die Schuldenkrise ist nämlich auch dadurch bedingt, daß das Verhältnis zwischen Wirtschafts-, Währungs- und Politischer Union seit jeher ein intensiv umstrittenes war.

Die ökonomischen Hintergründe der Schuldenkrise der EU beleuchtet Paul J. J. Welfens: Sie steht in engem Zusammenhang mit der transatlantischen Bankenkrise seit 2007/2008, der eine eingehende Betrachtung verdient – schon deshalb, um erörtern zu können, welche Mechanismen hier am Werke sind und welche Handlungsmöglichkeiten der Politik überhaupt noch bleiben.

Geschichtliche Betrachtungen: Zwischen Wirtschafts-, Währungs- und Politischer Union
- Prof. Dr. Franz Knipping – Geschichte, Bergische Universität Wuppertal

Die Staatsschuldenkrise in der EU und in der Euro-Zone
- Prof. Dr. Paul J. J. Welfens – Wirtschaftswissenschaften, Bergische Universität Wuppertal

Mittwoch, 13. Februar 2013, Finanzamt Wuppertal-Elberfeld, Kasinostr. 12, Vortragssaal, 19.30 Uhr

8. Staatsverschuldung und die Zukunftsfähigkeit der Demokratie

Die Abschlußdiskussion der Veranstaltungsreihe fragt nach den Grundsätzen der Staatsverschuldung – und berührt unweigerlich die Frage, inwiefern die Staatsverschuldung überhaupt noch politische Handlungsspielräume bestehen läßt. Sie stellt sich insbesondere aus der Sicht der Politik (Wolfgang Bosbach), die unter enormem Handlungsdruck steht, aus der Sicht der Politikwissenschaft (Peter Graf Kielmansegg), die sich den systemischen Zusammenhängen widmet, und aus der Sicht der Wissenschaft und Universität insgesamt (Lambert T. Koch), die von jeher in langen Zeiträumen denkt.

Diese existentielle Frage nach den verbleibenden Spielräumen der Politik drängt sich in der gegenwärtigen Staatsverschuldungskrise umso mehr auf, als die Zukunftsfähigkeit der Demokratie insgesamt auf dem Spiel steht: Pflegen demokratische Regierungsformen eine spezifische Umgangsweise mit Finanzen und Schulden? Inwiefern bedeuten Wahlen, bei denen manche Politiker gerne teure „Wahlgeschenke“ ankündigen, ein Problem für einen verantwortlichen Umgang mit Ressourcen? Wie können Demokratien vermeiden, daß Schulden- und Tilgungslasten aus momentanem Wohlstand spätere Generationen erdrücken?

- Wolfgang Bosbach MdB
- Prof. Dr. Peter Graf Kielmansegg – Politikwissenschaft, Universität Mannheim
- Prof. Dr. Lambert T. Koch – Rektor der Bergischen Universität Wuppertal

Moderation: Dr. Leonard Novy – Institut für Medien- und Kommunikationspolitik, Berlin
Samstag, 2. März 2013, City-Kirche, Kirchplatz 2, 42103 Wuppertal, 19.30 Uhr

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