Dr. Jason Lemberg
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IZWT
Assoziiertes Mitglied des Graduiertenkolleg "Transformationen von Wissenschaft und Technik seit 1800: Inhalte, Prozesse, Institutionen"
Forschung
Fachgebiete
- Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts, besonders der Naturwissenschaften
- Kriegs- und Rüstungsforschung im 20. Jahrhundert, besonders der NS-Zeit
Transversale Wissenschaft: Angewandte Mathematik und Mechanik in Deutschland im Spiegel ihrer disziplinären, organisatorischen und politischen Bezüge, 1920-1970
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es in Deutschland zu einer Neukonstellation der wissenschaftlichen Felder der Angewandten Mathematik und Mechanik. Beide überschritten ihre bis dahin prägenden disziplinären Bezüge und beide fanden sich in ihrer raschen Expansion aufeinander angewiesen. Diese Neukonstellation erlaubte beiden Feldern nach dem Ersten Weltkrieg eine bedeutende wissenschaftliche Entfaltung in neuen disziplinären Kontexten und praktischen Anwendungsfeldern und begründete ein bis heute anhaltendes und weiterhin gemeinsam gestaltetes dynamisches Wachstum.
Das Vorhaben erforscht die so angestoßene Entwicklung und Ausformung der Angewandten Mathematik und Mechanik in den deutschen Staaten. Dabei wird auf drei historische Epochen eingegangen: die Weimarer Republik, die Zeit des Nationalsozialismus und die beiden deutschen Staaten in der Zeit des Kalten Krieges bis etwa 1970. Ziel hierbei ist eine Struktur- und Verflechtungsgeschichte des Wissens, die auf den drei Ebenen der disziplinären Entwicklung, der Wissenschaftsorganisation bzw. Fachpolitik, und der internationalen Wissenschaftsbeziehungen der mehrfachen Transversalität des doppelten Wissensfeldes der Angewandten Mathematik und Mechanik nachgeht.
Als methodischer Zugang zur Untersuchung dieser historischen Entwicklung dienen die Materialbestände und Publikationen der 1922 gegründeten Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM) und der mit ihr eng verbundenen Zeitschrift für Angewandte Mathematik und Mechanik (ZAMM). GAMM und ZAMM werden in diesem Vorhaben als produktiver Ausdruck der untersuchten historischen Entwicklung verstanden, die es ebenso erlauben, die sich wandelnden disziplinären Bezüge der Angewandten Mathematik und Mechanik zu Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften zu studieren, wie auch den fachpolitischen Aspekten unter den sich stark wandelnden politischen Rahmenbedingungen und in den wechselnden internationalen Bezügen des Untersuchungszeitraums nachzugehen.