Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Neueren und Neuesten Geschichte

Laura Eckl, M.A.

Wiss. Mitarbeiterin für Neuere und Neueste Geschichte

Promotionsvorhaben

Herrschaft, Hunger und Überleben. Besatzungsalltag in der Charkiver Oblast im Zweiten Weltkrieg (gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen)

Die Charkiver Oblast (Verwaltungsbezirk) im Nordosten der heutigen Ukraine ist historisch ein von Hunger und Gewalt besonders betroffener Raum. Die Stadt Charkiv, die zwischen Oktober 1941 und August 1943 mit kurzen Unterbrechungen unter deutscher Militärverwaltung stand, verzeichnete die höchste Zahl an nichtjüdischen Hungertoten in einer unter deutschen Besatzung stehenden Stadt im Zweiten Weltkrieg. Die Wehrmacht plünderte den industriellen Ballungsraum, der in unmittelbarer Frontnähe lag, rücksichtslos aus und verfolgte eine rassistisch motivierte Hungerpolitik, die vor allem die Stadt Charkiv von Versorgung abschnitt und aushungerte. Im Rahmen des Dissertationsprojekts sollen Aushandlungsräume zwischen der besetzten Charkiver Bevölkerung und den deutschen Besatzern in Stadt und Land fokussiert werden. Dem spatial turn folgend wird Raum als Analysekategorie fruchtbar gemacht, um sichtbar zu machen, wie die Besatzungsherrschaft Charkiv als Stadt und Region sowie als sozialen Ort veränderte. Die zentralen Fragen sind: Wie schrieb sich die Besatzungsherrschaft, die die NS-Pläne für das östliche Europa und die Ukraine im Besonderen vor Ort manifestierten sollte, in den besetzten Raum des Alltags ein und wie "verhandelten" Besetzte und Besatzer in alltäglichen Interaktionen Herrschaft, Hunger und Überleben im privaten und öffentlichen Raum? Ein regional spezifischer Befund ist, dass die Charkiver Bevölkerung raumzeitliche Versorgungsstrategien im Umgang mit Hunger und Mangel entwickelte, die auf einschneidende Vorerfahrungen mit extremem Hunger unter stalinistischer Herrschaft referierten und soziale urban-rurale Verflechtungen des Charkiver Ballungsraums offenbarten.

Weitere Infos über #UniWuppertal: