Sevde Koçak
Doktorandin in der Mittelalterlichen Geschichte
Dissertationsprojekt
Die Türkenreden des Giovanni di Castiglione (Arbeitstitel)
Dieses Forschungsprojekt widmet sich einem bislang vernachlässigten Akteur der Türkenrhetorik des 15. Jahrhunderts: Giovanni di Castiglione, päpstlicher Legat und Redner auf den drei Reichstagen 1454/1455 unmittelbar nach dem Fall Konstantinopels.
Die Türkenreden Castigliones, der im Kontext der sogenannten „Türkenreichstage“ im Reich eine zentrale diplomatische Rolle spielte, sollen hierbei untersucht werden. Plena potestate fungierter er als Repräsentant der Kurie und hielt mehrere Türkenreden, mittels derer er – wie viele andere – eine christliche Mobilisierung der Massen zu einem Kreuzzugsaufbruch gegen die Osmanen anstrebte.
Methodisch soll diese Arbeit neben einer detaillierten philologischen und rhetorischen Analyse der Reden eine ideengeschichtliche Untersuchung des Türkenbildes – und somit des Feindbildes – im 15. Jahrhundert bieten. Dies soll insbesondere im Vergleich mit zeitgleichen Türkenreden anderer humanistischer Akteure, wie etwa Enea Silvio Piccolomini oder auch Bessarion, erfolgen. Hierbei sollen neben Gemeinsamkeiten vor allem bestehende Unterschiede in den Reden sowie deren jeweilige Strategien der politischen Kommunikation beleuchtet werden. Ziel dieses Dissertationsprojektes ist es, Castigliones Reden erstmals als eigenständige, bedeutsame Zeugnisse der spätmittelalterlichen Türkenrhetorik einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und somit einen einschlägigen Beitrag zur Erforschung der oratorisch-politischen Kommunikationspraxis im Reich sowie zur (Re-)Konstruktion des osmanischen Feindbildes nach 1453 zu leisten.