Günter Baumann
Lehrkraft für besondere Aufgaben
Schwerpunkte
- Lehren und Lernen in der Digitalen Welt
- Historische Perspektive im Sachunterricht
- Frühes historisches Lernen
Dissertationsprojekt
Videopraktiken als Performanzen historischen Denkens
Ich interessiere mich für Videos mit Vergangenheitsbezug und verstehe diese als Performanzen historischen Denkens, weil sie digitale Orte sind, an denen sich historisches Denken in medialer Form indirekt beobachten lässt. Ziel ist es, einen differenzierten Blick auf das Medium Video zu werfen – als ein Medium, das den digitalen Raum als Vermittlungsebene dominiert und damit eine zentrale Rolle in der heutigen Geschichtskultur spielt. Ein großer Teil dieser Geschichtskultur liegt uns in Form digitaler „Videogramme“ vor. Die Geschichtsdidaktik steht daher vor der Aufgabe, Lernenden einen kompetenten Umgang mit diesen Formaten zu ermöglichen.
Die Dissertation entwickelt ein theoretiebasiertes Instrument, um Videos systematisch in Lernsituationen operationalisieren zu können. Dazu werden spezifische Eigenschaften und Qualitäten des Videos im digitalen Raum bestimmt und an der Schnittstelle zu Teiloperationen historischen Denkens verortet. Videopraktiken werden dabei als erzählerische Praktiken verstanden, die für das vergangenheitsbezogene Video charakteristisch sind und sich an genau diesen Schnittstellen besonders gut beschreiben und für die Praxis nutzbar machen lassen.
In einem begleitenden empirischen Teil wird die Wirksamkeit dieses Zugangs exemplarisch erprobt. Dafür werden fünf videobasierte Workshops mit Studierenden durchgeführt, die jeweils auf eine spezifische Schnittstelle zwischen einer medialen Eigenschaft des Videos und einer Operation historischen Denkens ausgerichtet sind. In jedem Workshop wird ein Lernsetting aufgebaut, das gezielt an dieser Schnittstelle ansetzt. Zur Erhebung arbeiten wir mit einem standardisierten Fragebogen, der jeweils vor und nach dem Workshop eingesetzt wird. Die Teilnehmenden beurteilen dabei dasselbe Video im Hinblick auf Kompetenzen historischen Denkens.
Ziel ist es, Veränderungen in der Bewertung des Videos sichtbar zu machen und zu erklären – insbesondere in Bezug auf Performanzen historischer Denkoperationen.
Der Fragebogen wird im Vorfeld in einer Testphase erprobt, um einzelne Items hinsichtlich ihrer Aussagekraft und Streuung zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten.