(Viola Pappon)

Dissertationsprojekt Viola Pappon

Dissertationsprojekt

Rheinische Erbtöchter im 13. Jahrhundert

Für die Erforschung der Erbfolgeregelungen in der mittelalterlichen Verfassungsgeschichte sind Begriffe wie „Mannesstamm“ oder „nächster Agnat“ zentral. Die weibliche Erbfolge wird jedoch häufig ausgeklammert. Und das, obwohl die sogenannten Erbtöchter einen wichtigen Beitrag zum Erhalt sozialer und politischer Ordnungen eines regionalen Gefüges im 13. Jahrhundert leisteten. Mit „Erbtochter“ ist dahingehend nicht einfach eine erbfähige Tochter unter vielen Geschwistern gemeint, sondern die Tochter als einziges erbfähiges Kind eines Herrschers. Diese Forschungslücke in der Landesgeschichte überrascht umso mehr, bedenkt man die Häufung von weiblicher Erbfolge im Rheinland des 13. Jahrhunderts. Zwar wurden schon vereinzelt hochadelige Erbtöchter auf europäischer Ebene individuell betrachtet, wie beispielsweise die berühmte Markgräfin Mathilde von Tuszien, nur selten jedoch in ihrer Rolle als „Erbtochter“. Ebenso blieb bisher eine übergreifende Studie zu Erbtöchtern einer bestimmten Region aus. 

Das Dissertationsprojekt möchte daher die rheinischen Erbtöchter des 13. Jahrhunderts in den Blick nehmen und diese Forschungslücke in der Landesgeschichte aus der Perspektive der Geschlechterforschung schließen. Dabei soll der Fokus sowohl auf den politischen, sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen von Erbtöchtern als auch auf den Möglichkeiten und Grenzen von aktivem Handeln als Herrscherin liegen. Ferner soll die Relevanz von weiblicher Erbfolge für das Rheinland als herrschaftliche Region untersucht werden, um ein tieferes Verständnis für diese komplexe politische Landschaft zu gewinnen. Als Grundlage dienen neben Rechtsdokumenten wie Urkunden, Siegeln, Testamenten und Erbverträgen auch narrative Quellen und Quellen aus dem Memorialwesen.

Schlussendlich soll das Projekt durch die Perspektiven der Geschlechterforschung tiefgreifende Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen Geschlecht, Macht und Erbschaftsrecht gewinnen. Dies ist essentiell, um die Ergebnisse in die Vorstellungswelt der Zeitgenossen einbetten und so erfassen zu können, wie außergewöhnlich oder alltäglich weibliche Erbfolge und eigenständiges Agieren der Erbtochter tatsächlich waren.